Publisher's Synopsis
Diese Studie behandelt einen Teilbereich der Rechtsreformen des 19. Jahrhunderts, der bisher noch wenig Beachtung gefunden hat: die Bemuhungen um eine Neugestaltung des Eherechts im kirchlich-konservativen Sinne im sog. Reaktionsjahrzehnt. Es handelt sich um einen Zeitabschnitt, in dem Reform des Eherechts als unverzichtbarer Bestandteil konservativer Gesellschaftsreform galt; Friedrich Julius Stahl, der Wortfuhrer der Hochkonservativen, hat dementsprechend nach 1854 einen grossen Teil seiner parlamentarischen Tatigkeit der Eherechtsreform gewidmet. Bereits in den Reaktionsjahren war die Eherechtsfrage mit dem institutionellen Konflikt zwischen Staat und Kirche verbunden. Burgerlicher Gesetzgeber und kirchliche Administration haben von gegensatzlichen Ansatzpunkten aus nach einer Problemlosung gesucht mit einem deutlichen Vorsprung der Kirchenburokratie. Zu Beginn der Neuen Ara sollten dieReformversuche scheitern; erst im Kulturkampf der siebziger Jahre kam die Eherechtsreform unter verandertem Vorzeichen wieder in Gang.