Publisher's Synopsis
Michel de Montaigne trug uber Jahrzehnte in den historischen Kalender 'Ephemeris historica' (Paris 1551) des protestantischen Gelehrten Michael Beuther handschriftliche Notizen ein. Der Kalender ist Teil der im 16. Jahrhundert florierenden Praxis der reformatorischen Memorialkultur, zu deren bedeutenden Vertretern Philipp Melanchthon und Paul Eber gehoren. Solche Jahresverzeichnisse waren immer nach dem gleichen Prinzip angelegt: Der Benutzer der 'Ephemeris historica' fand in der Regel auf jeder Seite des Kalenders fur diesen Tag erinnerungswurdige biblische oder historische Ereignisse im Druck aufgefuhrt, der frei gebliebene Raum lud zum Einfugen eigener Beobachtungen ein. Die in dieser Weise als Merkbuchlein verwendete 'Ephemeris' mutierte so unter medialen Gesichtspunkten zu einem Mischtext zwischen Druck und Handschrift. Indem Montaigne Lebenswendepunkte aus dem privaten Umfeld und politische Geschehnisse von grosser Bedeutung notiert, wird der Kalender zu einem faszinierenden Gedachtnis-Reservoir, mit den Worten Montaignes: zu einem 'magasin de la memoire'.